Baden und Schwimmen in Warendorf

 

 

Die beliebtesten Badeorte der Warendorfer in den vierziger Jahren

 

 

(aus:Werner Ströker: Geschichte(n) aus Warendorf ,2016)

 

 

Es war im Jahr 1946, oder war es vielleicht 1947, so genau weiß ich es heute nicht mehr. An einem schönen, warmen Sommermorgen ging eine Klasse der Klosterschule den kurzen Weg durch die Promenade zur Flussbadeanstalt an der Ems.

 

 

Die Badeanstalt befand sich genau dort, wo sich jetzt das Malteser Marienheim befindet und hatte ein in die Ems gebautes Nichtschwimmerbecken, das durch ein Holzgitter zur Emsseite hin gesichert war.

 

 

Drei Sprungbretter ein, zwei und drei Meter über dem Wasserspiegel, einige hölzerne Umkleidekabinen, zwei Duschen mit eiskaltem Wasser und ein winziges Bademeisterhäuschen mit einer Außenuhr und einer Schiefertafel, auf der mit einem Griffel die jeweiligen Luft- und Wassertemperaturen geschrieben waren, machten die Badeanstalt komplett und der Eintritt kostete zehn Pfennig.

 

An diesem Morgen stand nun ein kleiner Junge in dem schon erwähnten Nichtschwimmerbecken, das Wasser bis zum Hals, besser gesagt bis an der Unterlippe und zitterte vor Kälte. Die Kälte kam daher, weil er unendlich lange dort im Wasser stand ohne sich zu bewegen und das zwei oder drei Meter entfernte Holzgitter anpeilte, das er aber nur schwimmend erreichen konnte.

 

 

 

Irgendwann hat er es gewagt, die Strecke zu durchschwimmen, es ist ihm dann auch gelungen, sonst könnten die Zeilen nicht geschrieben sein.

 

 

 

Denn wie Sie sich schon denken können, dieser kleine Junge war ich selbst. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Am Nachmittag ging ich dann mit älteren und jüngeren Freunden, mit Schwimmern und mit Nichtschwimmern zum „Breuelweg“.

 

 

 

Das war neben der Badeanstalt eine zweite wichtige Stelle für uns Warendorfer zum Baden in der Ems. Dann war da noch ein dritter Emsabschnitt, das waren die „Drei Eichen“ etwa in der Höhe der Straße „An der Kreuzbrede“.

 

Nun aber zurück zum „Breuelweg“. Es ist wichtig zu erklären, dass man die Ems an dieser Stelle nur von der Breuelweg Seite erreichen konnte. Zum gegenüber liegenden Ufer, also zur Südseite, gab es keinen Zugang, denn dort waren die Gärten, Felder und Obstbäume der Gärtnerei Freßmann an der Oststraße, der jetzigen B 64.

 

 

Wer also am Uferrand der gegenüber liegenden Seite der Ems in der Sonne saß, der konnte schwimmen, das war keine Frage. Nun wurde eine Eskorte gebildet von vier älteren Freunden, die des Schwimmens mächtig waren. Einer vorher, einer an jeder Seite und einer bildete die Nachhut und so begann das Wagnis die andere Seite zu erreichen.

 

 

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mich dann stundenlang an dieser Seite aufgehalten, damit alle Leute sehen konnten, der Werner Ströker kann auch schwimmen. Natürlich hat das keiner beachtet, aber diese Erkenntnis kam mir erst später.

 

 

Schwimmunterricht in der Schule gab es damals nicht, und wer nicht den Unterricht beim Bademeister bezahlen konnte, der brachte es sich eben selber bei (siehe oben). Ein richtiges Freibad, und das auch noch mit beheiztem Wasser, oder gar ein Hallenbad mit Lehrschwimmbecken, so etwas kannten wir nicht. Das kam nicht mal in unserem Träumen vor.

Am Badestrand „Breuelweg“ gab es natürlich kein Nichtschwimmerbecken, keine Sprungbretter und keine Umkleidekabinen. Es gab nur an der Nordseite eine aus Bruchsteinen bestehende breite Treppe, das aus Holz gezimmerte Bademeisterhäuschen von Otto Kamphans, indem er auch einige Süßigkeiten verkaufte und beim Umziehen musste man sich züchtig mit einem Handtuch bedecken.

 

 

Nun zum dritten Badestrand und hier kann man tatsächlich das Wort „Badestrand“ gebrauchen, denn hier gab es an der Südseite in einer engen Kurve der Ems eine große Sandbank. In den Badepausen konnten wir uns dort im weichen Sand liegend, von der Sonne wieder aufwärmen lassen.

 

 

Da an dieser Stelle an der linken Seite, also an der Südseite der Ems drei prächtige Eichen standen nannten wir diesen Badeplatz „Drei Eichen“. Wer jetzt an der Ems spazieren geht, sieht, dass zwei dieser Bäume sich nun an der rechten Seite, also der Nordseite befinden. Wie sind nun diese Bäume dahin gekommen?

 

 

Nein, man hat sie nicht versetzt, man hat die ganze Ems verlegt, denn in den 60er Jahren fand in diesem Gebiet noch eine letzte Emsbegradigung statt, der wohl einer dieser Bäume zum Opfer fiel.

 

 

Natürlich haben die Warendorfer auch schon vor 1946 in der Ems gebadet, aber davon in der nächsten Folge.